Research Market strategy
By Swissquote Analysts
Themes Trading

Was kommt für Aktien als Nächstes?

By Peter Rosenstreich
Published on

Related theme

Die Marktvolatilität hat sich auf besorgniserregendes Niveaus begeben. Der S&P 500 ist seit Jahresbeginn um 16 % gefallen. Der Ansicht einiger Experten nach befinden wir uns auf einem bedrohlichen Abstieg, der noch nicht auf seinem Tiefpunkt angekommen ist.

Trotz dieses schwindelerregenden Gefühls sollte man nicht vergessen, dass es nicht aussergewöhnlich ist, wenn der Markt mehrere Wochen lang Verluste verzeichnet. Die Aktienmärkte fallen in der Regel mindestens einmal im Jahr um 10 % bis 20 %, wobei Sie in den letzten Jahren anhaltendere Kursverfälle von über 20 % verzeichneten.

So sehr die Anleger auch die unvermeidlichen Rückgängen vorwegnehmen: Wenn ein solche Kursverfall eintritt, kann sich dieser schlechter anfühlen als der vorhergegangene. Aber warum fühlt es sich dieses Mal an, als ob es diesmal der ganz grosse Kursverfall ist?

Dafür sollte man sich ein paar Faktoren in Erinnerung rufen: In der Verhaltensökonomie ist mit Verlustaversion gemeint, dass Menschen beim Investieren einen Verlust doppelt so stark empfinden wie einen gleichwertigen Gewinn. Daher werden Markteinbrüche nie als gut empfunden werden.

Der Beitrag von Kryptowährungen an dieser Korrektur sorgt dafür, dass dieser Rückgang anders als andere, vorhergegangene Rückgange anfühlt.

Und die Stimmung ist deutlich negativ, weil - wie so viele Korrekturen zuvor - die Risikokonvergenz den Eindruck erweckt, dass es nur schlechte Nachrichten gibt: die angehobenen Zinssätze der US-Notenbank, der Inflationsdruck oder auch die geopolitischen Spannungen. COVID-19 ist ebenfalls wieder zurück und Weltwirtschaft verlangsamt sich.

Jeder einzelne dieser Faktoren sorgt für ein bisschen Abwärtsdruck, aber zusammen wird aus diesem ein gigantischer Abwärtsdruck. Ein Sturm.

Die gute Nachricht ist, dass sich der Grossteil des Abwärtsrisikos bei den Aktien bereits niedergeschlagen haben. Der wahrscheinlich wichtigste Faktor war hierbei die Reaktion der Fed auf die steigende Inflation in den USA, die deutlich das Inflationsziel von 2 % übersteigt. Tatsächlich ist sie so hoch wie seit vier Jahrzehnten nicht mehr. Powell sah sich dadurch gezwungen, den geldpolitischen Ansatz der US-Notenbank zu ändern: Die Tage unbegrenzten Kleingelds gehen ihrem Ende zu.

Seit März hob die Fed die Fed Fund Rates um 75 Basispunkte an, wobei der Markt eine weitere Straffung um 200 Bp. bis Ende des Jahres einpreiste. Diese Änderung der offiziellen Zinsen führte zu einer Anpassung der Bewertungen und zu einem deutlichen Wechsel von Wachstums- zu Value-Investments.

Die Entwicklung von Aktien mit hohen Wachstumsraten in Aktien mit niedrigen Wachstumsraten bringt wirkliche Schmerzen zu Tage, die die Anleger fühlen, wenn hochfliegende Technologieaktien, die das Rückgrat des historischen Bullenmarktes waren, über 30 % einbüssen.

Die grösste Frage ist mit all diesen herumschwirrenden Faktoren jedoch, wie sich die globalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen weiterentwickeln werden.

Dem Markt zufolge ist das zweite Szenario eine deflationäre Rezession, in der die geldpolitische Straffung die Nachfrage und das Wachstum reduziert, was hilft, dass der Inflationsdruck nachlässt.

Beide Szenarien sind bereits am Markt eingepreist. Sie legen nahe, dass Aktien zum aktuellen Kurs ein angemessenes Rendite-Risiko-Profil aufweisen. Es gibt jedoch ein niedriger angesetztes, aber nach wie vor relevantes Szenario.

Am negativsten wären Stagflationen oder eine inflationäre Rezession. Und dieses Szenario ist das, auf das der Markt am wenigsten vorbereitet ist. Die jüngste Neubewertung konzentrierte sich auf das „K“ des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) für Aktien. Die höheren Zinsen zwangen die Anleger, den Risikopreis neu zu überdenken (daher der Rückgang der Aktienkurse). Wenn wir jedoch zu einem Stagflation-Umfeld wechseln, müssen die Gewinnerwartungen aufgrund des schwachen wirtschaftlichen Umfelds überprüft werden. Bisher gehen wir davon aus, dass die Unternehmensgewinne weiterhin stark bleiben werden. Die Unternehmen werden jedoch unter Druck geraten, wenn der Verbraucher mit einem rezessiven Umfeld und den damit verbundenen Inflationskosten konfrontiert ist. Für Aktien ist dies keine gute Nachricht.