By Swissquote Analysts
EZB hebt Leitzinsen um 50 Basispunkte an - Spread-Kontrolle kommt
Topic of the day
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat zwei geldpolitische Beschlüsse von historischem Ausmass gefasst: Er hat zum einen die Zinsen entgegen den eigenen Vorankündigungen um 50 (nicht um 25) Basispunkte angehoben. Die erste Zinserhöhung seit elf Jahren fiel damit stärker aus als erwartet. Er hat ausserdem einen weiteren Schritt hin zu einer Überbrückung der entscheidenden Fehlstelle der Euro-Architektur getan - der Abwesenheit einer gemeinsamen Fiskalpolitik. Man mag es mögen oder nicht: Das Transmission Protection Instrument (TPI) ist ein Meilenstein von ähnlicher Bedeutung wie das 2012 vom damaligen EZB-Präsidenten Mario Draghi auf den Weg gebrachte OMT-Programm. Die EZB kann im Rahmen des Transmission Protection Instrument (TPI) künftig gezielt Staatsanleihen von Ländern kaufen, deren Renditen sie für zu hoch hält. Die Forward Guidance zur Wiederanlage der Tilgungsbeträge fällig gewordener Anleihen, die unter den Kaufprogrammen APP erworben wurden, bestätigte das Gremium. Bestätigt wurde auch der Wiederanlagehorizont für die im Rahmen des Pandemiekaufprogramms entstandenen PEPP-Fälligkeiten; die Wiederanlage soll nun der Bekämpfung von Risiken für die ordnungsgemässe Transmission der Geldpolitik dienen.
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Swiss stocks
Der schweizerische Aktienmarkt hat sich am Donnerstag wacker geschlagen. Der SMI gewann 0,7 Prozent auf 11.135 Punkte. Unter den 20 SMI-Werten standen sich 13 Kursgewinner und sieben -verlierer gegenüber. Umgesetzt wurden 33,7 (zuvor: 25,66) Millionen Aktien. Von den steigenden Zinsen profitierten europaweit die Finanzdienstleister. In der Schweiz kletterten Partners Group und UBS um 2,9 bzw. 1,5 Prozent, Credit Suisse sanken allerdings um 0,7 Prozent. Trotz solider Geschäftszahlen gaben Roche 0,5 Prozent nach. Möglicherweise störten sich die Anleger an der Entwicklung von Covid-19-Medikamenten. Der Pharmakonzern wird kommendes Jahr einen neuen Chef bekommen: Thomas Schinecker, der aktuell die Diagnostiksparte leitet, übernimmt im März 2023 den Chefposten von Severin Schwan. Der Kurs des Industriekonzerns ABB kletterte um 1,6 Prozent. Die Citigroup sprach von einem positiven Momentum bei den Geschäftszahlen: Auftragseingänge und bereinigtes operatives EBITA seien besser als erwartet ausgefallen. Mit Givaudan ging es 1,6 Prozent abwärts. "Der Umsatz wächst stärker als erwartet, aber der Gewinn hat die Erwartungen verfehlt", monierte ein Händler den Zahlenausweis. Das Unternehmen könne die Kosten nicht weitergeben. Geschäftszahlen veröffentlichte auch eine Reihe von Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe: Die heftigsten Marktreaktionen zeigten dabei Leonteq (-10,7%), Bystronic (-10,6%), Bossard (+8,2%) und Cembra (-7,3%). Addex (+73,8%) wendete einen Zahlungsausfall kurzfristig ab.
International markets
Europe
Uneinheitlich sind Europas Börsen am Donnerstag nach der Zinserhöhung durch die EZB aus dem Handel gegangen. Mit der Erhöhung um 50 Basispunkte - der ersten überhaupt seit elf Jahren - ist die Phase der Negativzins-Politik auch in Europa beendet worden. Der DAX gab 0,3 Prozent nach auf 13.247 Punkte, der Euro-Stoxx-50 legte zu um 0,3 Prozent auf 3.597 Punkte. Dass Russland wieder Gas durch die Pipeline Nord Stream 1 liefert und damit die Gefahr einer Rezession in der Eurozone als geringer angesehen wurde, ging gegenüber dem EZB-Entscheid medial völlig unter. Von schwachen Zahlen sprachen Marktteilnehmer mit Blick auf SAP (-2,8%). Gewinnkennziffern und Marge hätten die Erwartungen deutlich verfehlt. SAP will nun zwar für 500 Millionen Euro eigene Aktien zurückkaufen, was vom Markt aber als zu gering bewertet wurde. Mit Anschlussverkäufen ging es für Hellofresh um 14 Prozent nach unten. Das Unternehmen hatte am Vortag eine Gewinnwarnung abgegeben. Dem sind nun zahlreiche negative Analystenkommentare gefolgt. Auch der Verbleib im DAX gerate dadurch langsam in Gefahr, hiess es. Norma brachen um 13 Prozent ein. Auch hier trieb die Inflation die Kosten. Norma senkte daher seine Margenprognose deutlich und erwartet 2022 weniger Gewinn. Merck schlossen 5,9 Prozent fester, nachdem sie von JP Morgan (JPM) auf eine Liste besonders aussichtsreicher Titel genommen worden waren. Auch Siemens Healthineers zeigten sich mit 4 Prozent Plus sehr fest. Sartorius sprangen um 7,8 Prozent an. Der Medizintechnik-Ausrüster hatte zwar mit den Zahlen lediglich die Erwartungen getroffen. Viele Marktteilnehmer hatten aber auf eine negative Überraschung gesetzt, die nun ausblieb. Kräftig nach oben ging es bei Nokia (+9,3%) dank guter Geschäftszahlen. Der Umsatz lag leicht, der Gewinn deutlich über den Erwartungen. Electrolux verloren indes 4 Prozent. Der Haushaltsgerätehersteller hatte schwache Zahlen vorgelegt und auf Lieferkettenprobleme verwiesen.
United States
Schwache Konjunkturdaten einerseits und einige positive Geschäftsberichte andererseits haben sich am Donnerstag an der Wall Street lange Zeit die Waage gehalten. Doch deutlich gesunkene Marktzinsen bescherten den US-Börsen dann doch eine freundliche Tendenz. Der Dow-Jones-Index stieg um 0,5 Prozent auf 32.037 Punkte, S&P-500 und Nasdaq-Composite legten um 1,0 bzw. 1,4 Prozent zu. Am Donnerstag glänzten Tesla, Danaher und Philip Morris. Tesla legten um 9,8 Prozent zu, nachdem der Hersteller von Elektroautos trotz eines Gewinnrückgangs die Erwartungen übertroffen hatte. Der Tabakkonzern Philip Morris (+4,2%) übertraf die Gewinn- und Umsatzerwartungen deutlich und hob den Ausblick an. Danaher (+9,2%) überraschte mit Geschäftszahlen über Markterwartung. Die Covidtests des Mischkonzerns lieferten eine positive Überraschung. Eine gekappte Jahresprognose drückten den Kurs der SAP-Tochter Qualtrics um 5,2 Prozent. AT&T (-7,6%) steigerte die Kundenzahl kräftig und übertraf damit ebenso wie mit Umsatz und Gewinn die Erwartungen. Positiv aufgenommen wurde ein geplanter Stellenabbau bei Ford (+2,1%). Der Chemiekonzern Dow schnitt besser ab als erwartet. Gleichwohl ging der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr zurück. Ausserdem sorgten sich Anleger um die Aussichten der Weltwirtschaft, hiess es zum Kursminus von 2,2 Prozent. United Airlines stürzten um 10,2 Prozent ab, American Airlines um 7,4 Prozent. United warnte vor den Auswirkungen höherer Kraftstoffpreise, American verbuchte Ergebnisse unter Markterwartungen. Die Titel der Kreuzfahrtreederei Carnival sanken um 11,2 Prozent, nachdem die Gesellschaft die Ausgabe neuer Aktien im Umfang von einer Milliarde Dollar bekannt gegeben hatte.
Asia
Zum Wochenausklang zeigt sich keine klare Tendenz an den Börsen in Ostasien. Für den Nikkei-225 in Tokio geht es um 0,5 Prozent nach oben. Die Bank of Japan (BoJ) hatte am Vortag ihre ultralockere Geldpolitik beibehalten, die Inflationsprognose für das laufende Fiskaljahr allerdings nach oben genommen. Wenig bewegt zeigen sich die Indizes in Schanghai (-0,3%) und in Hongkong (+0,1%). Der Kospi reduziert sich um 0,3 Prozent.
Bonds
Angesichts nachlassender Zinsspekulationen fielen die Renditen massiv. Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihen ging um 14 Basispunkte auf 2,90 % zurück. Die Rendite der 2-jährigen Staatsanleihe sank um 15 Basispunkte auf 3,10%.
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Erstellt von MBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co. KG im Auftrag von Swissquote. Alle Informationen wurden mit journalistischer Sorgfalt erarbeitet. Für Verzögerungen und Irrtümer wird keine Haftung übernommen.