Dossier

Mit allen Wassern gewaschen

Auf dem Wassermarkt tummeln sich viele Unternehmen aus ganz unterschiedlichen Sektoren: vom Infrastrukturbau über die Abwasseraufbereitung bis hin zur Erkennung von Mikroverschmutzungen. Ein Überblick.

Von Bertrand Beauté

  • Gründung: 1886
  • Hauptsitz: CAMDEN (US)
  • Umsatz: USD 3.777 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 7'100
  • Stock Exchange:

Der grösste börsenkotierte Trinkwasserversorger in den USA beliefert rund 15 Millionen Personen in 46 Bundesstaaten.

  • Gründung: 1992
  • Hauptsitz: HONGKONG
  • Umsatz: USD 3.62 MRD. (2019)
  • Beschäftigte: 18'400
  • Stock Exchange:

Beijing Enterprises Water Group Limited ist vor allem in der Wasserwirtschaft tätig. Zu den Geschäftsfeldern zählen die Abwasseraufbereitung sowie der Bau und der Betrieb von Kläranlagen.

  • Gründung: 1975
  • Hauptsitz: HINWILL (CH)
  • Umsatz: CHF 661.2 MIO. (2020)
  • Beschäftigte: 1'789
  • Stock Exchange:

Belimo ist der Weltmarktführer im Bereich von Feldgeräten zur Regelung und Steuerung von Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlagen. Das Unternehmen stellt zudem Regelventile für Trinkwasser her (s. Swissquote Magazine, Ausgabe 06/2020).

  • Gründung: 2000
  • Hauptsitz: LUNEL (FR)
  • Umsatz: EUR 32.1 MIO. (2020)
  • Beschäftigte: 115
  • Stock Exchange:

Die französische Firma Bio-UV ist auf die Wasseraufbereitung mit ultraviolettem Licht spezialisiert. 2020 stieg ihr Umsatz steil um 61 Prozent, zum Teil aufgrund der Pandemie, denn ihre Produkte eliminieren SARS-CoV-2 (s. Swissquote Magazine, Ausgabe 05/2020).

  • Gründung: 1989
  • Hauptsitz: SEOUL (KR)
  • Umsatz: USD 2.89 MIO. (2020)
  • Beschäftigte: 5'000
  • Stock Exchange:

Das südkoreanische Unternehmen Coway entwickelt und produziert Wasser- und Luftreinigungssysteme für Haushalte.

  • Gründung: 1987
  • Hauptsitz: LUXEMBOURG (LU)
  • Umsatz: EUR 5.439 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 50'000
  • Stock Exchange:

«Wer von der Wasserwirtschaft spricht, denkt oft an verfügbare Mengen, an Mangel oder Trockenheit. Aber die Qualität ist ebenfalls ein sehr wichtiger Faktor», unterstreicht Arnaud Bisschop, Co-Manager des Fonds Thematics Water. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge sterben jedes Jahr weltweit zwei Millionen Menschen an Durchfallerkrankungen, die auf verschmutztes Trinkwasser zurückzuführen sind.

Um die Lage zu verbessern, braucht es selbstverständlich wirksame Kläranlagen, aber das Wasser muss auch analysiert werden. Eurofins Scientific ist in diesem Sektor tätig und gehört zu den schönsten Erfolgsgeschichten an der Pariser Börse. Die Firma wurde 1987 in Nantes gegründet und entwickelte sich bald zu einem Giganten mit 800 Labors, die 50’000 Mitarbeitende in 50 Ländern beschäftigen.

Als Spezialist für Bioanalysen führt die Gruppe pro Jahr mehr als 450 Millionen Tests in den Bereichen Gesundheitswesen, Nahrungsmittelherstellung und Umwelt durch. Im Ökosektor bietet Eurofins Wasserwerken die Möglichkeit, die Qualität und die Trinkbarkeit des Wassers zu testen. Mikroverschmutzungen, Medikamentenrückstände und andere geregelte Gefahrstoffe können ebenfalls quantifiziert werden. Schliesslich testet Eurofins auch Badegewässer.

Die meisten Analysten empfehlen, die Aktie zu kaufen, deren Kurs seit 1. Januar 2020 schon um mehr als 78 Prozent gestiegen ist. Eurofins profitiert von der Pandemie und könnte 2021 ein Rekordjahr verzeichnen. Das Labor hat eine zuverlässige Methode zur Analyse von SARS-CoV-2 im Abwasser und im Trinkwasser entwickelt. Ferner brachte die klinische Sparte des Unternehmens serologische Tests zum Nachweis von Antikörpern gegen das Coronavirus, Testkits für zu Hause und PCR-Schnelltests auf den Markt.

  • Gründung: 2013
  • Hauptsitz: PITTSBURGH (US)
  • Umsatz: USD 1.429 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 4'000
  • Stock Exchange:

Während Taiwan unter der schlimmsten Trockenheit in der Geschichte des Inselstaats leidet, wird die Halbleiterbranche immer durstiger. Die Chip-Herstellung verbraucht einfach sehr viel Wasser. Allein die Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), der weltweit grösste Auftragsfertiger für Halbleiter (s. Swissquote Magazine, Ausgabe 03/2020), konsumiert täglich 156’000 Tonnen Wasser. Das Unternehmen, das auch Apple mit Chips versorgt, kauft derzeit sehr teures Wasser, das seit Februar mit Tankwagen angeliefert wird. Diese Massnahme, auf die auch andere Unternehmen der Branche wie Vanguard International Semiconductor Corporation und United Micro-electronics Corp (UMC) zurückgegriffen haben, wird voraussichtlich noch bis zum Ende der Trockenzeit im Mai fortgeführt. «Wie die Pharmaindustrie setzt der Halbleitersektor ultrareines Wasser ein», so Arnaud Bisschop, Co-Manager des Fonds Thematics Water. Einige wenige Unternehmen wie Evoqua, Pentair, Veolia, Suez und Kurita Water bieten Anlagen an, die Wasser von allen Mineralsalzen und sonstigen chemischen Bestandteilen befreien. Evoqua Water Technologies erwirtschaftet sogar 100 Prozent des Umsatzes mit Wasser. Die Kunden stammen nicht nur aus der Mikroelektronik, sondern auch aus vielen anderen Branchen, etwa dem Gesundheitswesen, der Industrie, der Seefracht oder dem Bauwesen. Sie alle brauchen Desinfektions-, Aufbereitungs- und Filtersysteme. Die meisten Analysten empfehlen den Kauf des Titels Evoqua Waters.

  • Gründung: 1874
  • Hauptsitz: RAPPERSWIL-JONA (CH)
  • Umsatz: CHF 2.986 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 11'569
  • Stock Exchange:

Die Geberit-Gruppe ist europäischer Marktführer für Sanitärprodukte und entwickelt unter anderem wassersparende WCs. Die meisten Analysten empfehlen, den Titel zu halten, dessen Kurs seit Januar 2020 bereits um 10 Prozent gestiegen ist.

  • Gründung: 1977
  • Hauptsitz: LIBERTY LAKE (US)
  • Umsatz: USD 2.2 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 8'000
  • Stock Exchange:

Das amerikanische Tech-Unternehmen Itron entwickelt Messgeräte, insbesondere intelligente Zähler, die den Wasserkonsum messen, und Sensoren, die Lecks in den Leitungsnetzen orten.

  • Gründung: 1949
  • Hauptsitz: TOKIO (JP)
  • Umsatz: USD 2.421 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 6,600
  • Stock Exchange:

Kurita Water ist auf Wasseraufbereitungslösungen spezialisiert und agiert im Bereich des ultrareinen Wassers, das für die Halbleiterherstellung benötigt wird.

  • Gründung: 1996
  • Hauptsitz: HANGZHOU (CN)
  • Umsatz: USD 3.09 MRD. (2019)
  • Beschäftigte: 19'000
  • Stock Exchange:

Die Nummer eins auf dem chinesischen Markt für in Flaschen abgefülltes Wasser, mit einem Marktanteil von 21 Prozent im Jahr 2019, ging im September 2020 in Hongkong an die Börse.

  • Gründung: 1966
  • Hauptsitz: LONDON (GB)
  • Umsatz: USD 3 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 9'750
  • Stock Exchange:

Wie kommt es, dass der Kaffee bei Starbucks immer gleich schmeckt, ob man ihn nun in New York, Schanghai oder Zürich trinkt? Wasser ist ein Teil der Antwort. Damit der Geschmack der Produkte nicht von der Wasserqualität vor Ort beeinflusst wird, verwendet Starbucks an allen Standorten die Wasserfilter des US-Unternehmens Pentair. Dem Hersteller zufolge entfernen seine Filter 95 Prozent der Festkörper im Wasser, reduzieren Verunreinigungen und ermöglichen es, Tee und Kaffee mit perfektem Geschmack zuzubereiten.

Neben den industriellen Anwendungen bietet Pentair Filtersysteme an, die direkt an der Wasserleitung befestigt werden. Dieses Angebot erfreut sich grosser Beliebtheit, insbesondere in den USA, seitdem in Flint im Bundesstaat Michigan Tausende Einwohner eine Bleivergiftung durch das Leitungswasser erlitten haben. «Wasserqualität hat Priorität», unterstreicht Arnaud Bisschop, Co-Manager des Fonds Thematics Water. «Immer mehr Menschen achten darauf, weil sie entdeckt haben, dass die Qualität des Trinkwassers ihre Gesundheit beeinflusst. In manchen Ländern haben sie das Vertrauen in Leitungswasser verloren. Ein Filtersystem direkt an der Wasserleitung zu Hause bietet zusätzlichen Schutz.» Diese Haltung sichert Pentair eine vielversprechende Zukunft. Das Unternehmen bietet auch Lösungen zum Thema Wasserpumpen, für Whirlpools, Schwimmbadausrüstungen und Bewässerungsanlagen. Die meisten Analysten empfehlen, die Aktie zu halten. Deren Kurs ist seit dem 1. Januar 2020 um 38 Prozent gestiegen ist.

  • Gründung: 1952
  • Hauptsitz: TAMPA (US)
  • Umsatz: USD 1.953 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 8'880
  • Stock Exchange:

Die ursprünglich kanadische Firma Primo Water installiert und betreibt Trinkbrunnen für Unternehmen.

  • Gründung: 1973
  • Hauptsitz: SÃO PAULO (BR)
  • Umsatz: USD 3.103 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 15'000
  • Stock Exchange:

Sabesp ist auf die Wasserbeförderung spezialisiert und versorgt 28,5 Millionen Menschen in 375 Kommunen des brasilianischen Bundesstaats São Paulo mit Wasser. Die mangelhafte Unternehmensführung machte anlässlich der Wasserkrise 2014 Schlagzeilen.

  • Gründung: 1834
  • Hauptsitz: WINTERTHUR (CH)
  • Umsatz: CHF 3.3 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 5'000
  • Stock Exchange:

Der Schweizer Konzern ist der weltweit führende Anbieter von Pump-, Rühr-, Misch-, Trenn- und Applikationstechnologien für Flüssigkeiten aller Art. Im Januar 2021 übernahm er das schwedische Unternehmen Nordic Water zum Preis von 128 Mio. Franken.

  • Gründung: 1853
  • Hauptsitz: PARIS (FR)
  • Umsatz: € 26.010 BN (2020)
  • Beschäftigte: 178'750
  • Stock Exchange:

Das Kriegsbeil ist begraben. Veolia und Suez gaben am 12. April bekannt, eine Grundsatzvereinbarung über eine Fusion geschlossen zu haben, die einer achtmonatigen Finanz-, Medien- und Gerichtsschlacht ein Ende setzt. Aus der Verschmelzung solle ein «Weltmarktführer der ökologischen Wende» mit einem Umsatz von rund 37 Mrd. Euro entstehen, so Veolia in einer Pressemitteilung. Hinter dem Konzept der ökologischen Wende stehen im Wesentlichen zwei Sparten: Abfallentsorgung und Wasser. Die tonangebenden Akteure der Abwasseraufbereitung und Trinkwasserversorgung Veolia und Suez halten zu zweit mehr als 10 Prozent des Weltmarkts.

Eigentlich ein relativ kleiner Anteil, da die meisten Wasserwerke und Kläranlagenbetreiber lokale Player sind, die in ihrer Region eine Monopolstellung geniessen, etwa Severn Trent in Grossbritannien, Sabesp in Brasilien oder American Water Works in den USA. Der neue Gigant führt den Wettbewerb mit klarem Vorsprung an: Die weltweite Nummer drei, die chinesische Beijing Enterprises Water Group, erzielt derzeit nur ein Viertel des Umsatzes von Veolia in der Wasserwirtschaft. Der neue Konzern muss sich allerdings zunächst von einigen Tochtergesellschaften trennen, um eine Vormachtstellung zu vermeiden.

Dazu gehören 100 Prozent von Suez in Frankreich (Abfallentsorgung und Wasser), die kommunale Wasserversorgung in Italien, in der Tschechischen Republik, Australien und Indien sowie 300 Mio. Euro Jahresumsatz in der Wasserwirtschaft in China und 700 Mio. Euro in Afrika. Die neue Suez-Gruppe wird also 6,9 Mrd. Euro Umsatz erwirtschaften. Nach der Bekanntgabe der Fusion schnellten die Kurse von Suez und Veolia um 7,5 Prozent bzw. 9 Prozent in die Höhe. Der endgültige Fusionsvertrag soll bis zum 14. Mai unterschrieben werden.

  • Gründung: 2011
  • Hauptsitz: RYE BROOK (US)
  • Umsatz: USD 4.88 MRD. (2020)
  • Beschäftigte: 16'000
  • Stock Exchange:

2014 rechnete Radio Télévision Suisse (RTS) aus, dass aufgrund des schlechten Zustands der Infrastruktur pro Sekunde 4’000 Liter Wasser aus den Schweizer Rohrleitungen austreten. Das sind 13,9 Prozent des jährlichen Trinkwasserbedarfs der Schweiz. Diese Menge ist zwar beträchtlich, aber im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nicht rekordverdächtig. Dem Marktforschungsinstitut BIPE zufolge lag die Quote 2019 in Frankreich bei 20 Prozent, in Grossbritannien bei 21, in Belgien bei 27 und in Italien sogar bei 38 Prozent.

Wie lassen sich so hohe Verluste erklären, wo Wasser doch so kostbar ist? «Die Erneuerung der Rohrleitungen, die in den westlichen Ländern oft 100 Jahre alt sind, ist sehr teuer, weil das Netz gross ist und unterirdisch verläuft», erklärt Arnaud Bisschop, Co-Manager des Fonds Thematics Asset Management Water. «Um zu sparen, nutzten die für die Wasserversorgung zuständigen Behörden lange Zeit Strassenarbeiten, um die Rohrleitungen zu erneuern, ohne deren genauen Zustand zu berücksichtigen. Aufgrund der intelligenten Sensoren und vernetzten Infrastrukturanlagen ist es heute möglich, nur noch dort einzugreifen, wo es wirklich erforderlich ist. In diesem Bereich, der Digital Water genannt wird, gibt es viele Innovationen. »

Der Wasserspezialist Xylem übernahm 2017 ein wahres Juwel: Pure Technologies. Diese Firma vermarktet unter anderem eine Lösung namens Smartball. Der kleine Ball ist mit Sensoren ausgestattet. Er rollt durch die Rohre und spürt Lecks auf. Im Oktober 2020 inspizierte die französische Firma Saur einen Teil ihres Leitungsnetzes mit dem Smartball. Nach Angaben des Unternehmens lassen sich mit diesem Verfahren stecknadelkopfgrosse Lecks auf einen Meter genau erkennen.

Xylem deckt die gesamte Wertschöpfungskette ab, von der Wasserquelle bis hin zur Abwasserklärung. Die Gruppe liefert Pumpen, Aufbereitungs- und Analyseanlagen sowie Armaturen. Ihr dürfte das Infrastrukturprogramm von Präsident Biden in Höhe von 3’000 Mrd. Dollar zugutekommen. Das Unternehmen rechnet 2021 mit einem Umsatz von 5,16 bis 5,26 Mrd. Dollar, das entspricht einem Plus von 3 bis 5 Prozent gegenüber 2020. Die meisten Analysten empfehlen, die Aktie zu halten. Deren Kurs ist seit dem 1. Januar 2020 um 35 Prozent gestiegen.